Hannas Wahrheit (German Edition) by Kerstin Rachfahl

Hannas Wahrheit (German Edition) by Kerstin Rachfahl

Autor:Kerstin Rachfahl [Rachfahl, Kerstin]
Die sprache: deu
Format: azw3, mobi, epub
Tags: Kirche
veröffentlicht: 2014-01-14T23:00:00+00:00


12. Adrenalin

Hanna war von Viktor aus direkt durch den Treptower Park über den Tiergarten zur Invalidenstraße gefahren. In der Bibliothek suchte sie sich eine ruhige Ecke, packte ihren Laptop aus und war froh, wieder auf ihrem eigenen Rechner arbeiten zu können. Als Gaststudentin konnte sie die WLAN-Einstellungen der Uni für das Internet nutzen.

In ihrem Kopf herrschte ein heilloses Durcheinander. Sie hatte keine Ahnung, wo sie ansetzen sollte. Spontan gab sie den Firmennamen IT-Security Task-Force ein. Die Webseite des Unternehmens war in Grau mit einem dunklen Blau gehalten. Sie wirkte klar und systematisch. Es gab keine blinkenden, Aufmerksamkeit heischenden Elemente. Genauso wenig konnte sie Werbeeinblendungen sehen. Sie las sich die Firmenphilosophie durch sowie den Blog, der allgemeine Problemfelder bei der IT-Sicherheit behandelte. Der Inhalt war informativ und substanziell.

Zuletzt klickte sie die Bilder der Geschäftsleitung an. Angelika Winters war eine brünette Frau, die ihre langen Haare streng aus dem Gesicht frisiert trug. Sie schätzte das Alter der Frau auf Mitte dreißig. Ein wacher, intelligenter Blick dominierte ihre Erscheinung. Sie wirkte distanziert, seriös – und langweilig. Irgendwie hatte Hanna bei dem Namen ‚Angie‘ eher an eine etwas flippigere Variante der Frau gedacht, die nicht so konservativ war. Sie schmunzelte über sich selbst, als sie daran dachte, wer noch in Deutschland mit ‚Angie‘ bezeichnet wurde. Nun, in gewissem Sinn waren sich die beiden Frauen ähnlich. Angelika Winters war jünger, aber die Ausstrahlungen beider Frauen ähnelten sich. Vielleicht musste sie ihre Assoziationen zu dem Namen ändern.

Sie öffnete einen zweiten Webbrowser, rief die Seite von Medicare auf und suchte nach dem Foto von Marie. Sie veränderte die Größe der beiden Webseiten so, dass die Fotos von den Frauen nebeneinanderstanden. Marie lachte auf ihrem Foto. Sie war modisch gekleidet, trotz des unverkennbaren Businessstils. Hanna huschte ein Lächeln übers Gesicht, als sie Marie betrachtete. Sie wirkte so leicht, lebensfroh, aufgeweckt und verführerisch. Das lag an der Weichzeichnung, die sie für das Foto verwendet hatte.

Es war eines der wenigen Bilder auf Webseite und Imagebroschüren von Medicare, die von ihr stammten. Es gab keinen Schatten in Maries Gesicht. Die blauen Augen, heller als ihre eigenen, leuchteten. Gegenüber Marie wirkte Angelika Winters noch blasser und farbloser. Entweder war es ihre spröde Art, die Lukas reizte, oder er versprach sich etwas anderes von ihr. Hanna rief das Foto von Lukas auf. Immer, wenn sie Lukas auf einem Foto nüchtern betrachtete, konnte sie nicht mehr nachvollziehen, warum Marie in seinen Bannkreis geraten war. Er war einfach nur schön und perfekt. Zu schön und zu perfekt. Sie mochte keine schönen Menschen, ihnen fehlte auf Bildern der Charakter. Es waren die Kanten, Narben, Furchen und schiefen Nasen, die Ungleichmäßigkeit bei den Augen, den Augenbrauen oder den Lippen, die einen Menschen für sie interessant machten.

Bei Lukas war alles gleichmäßig, er war ein Typ wie Brad Pitt, obwohl bei Lukas die Augen runder waren, die Oberlippe voller, die Ohren noch gleichmäßiger auf einer Linie als bei dem Amerikaner. Aber eben fad und doch auch wandlungsfähig. Was Lukas anziehend machte, waren sein Charme und die völlige Fokussierung, wenn er mit einer Frau sprach.



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